München is a Gfui

– eine Hommage –

 
Kürzlich war es wieder so weit – es war Sommer in der Stadt. Haben wir die ganze Zeit wirklich noch mehr oder minder gefroren, waren es doch tatsächlich bis über 30°C ! 😮 Und sobald hier die Sonne rauskommt, kann man fühlen, was München ist, was diese Stadt einfach ausmacht.

Die Menschen gehen vor die Tür, sitzen am Marienplatz, am Odeonsplatz, im Englischen Garten regieren die Nackerten, die Biergärten sind gesteckt voll, die Radler kommen raus, es steigt eine Rooftop-Party nach der anderen … Die ganze Stadt pulsiert, atmet, lebt.

So haben wir Mädls beschlossen unseren ursprünglich geplanten Ausflug in die Pinakothek gegen einen Biergartenbesuch zu tauschen und, was soll ich sagen ? Die Entscheidung war goldrichtig ! Nach der Arbeit sind wir auf ein Bier und eine Brotzeit in den Biergarten am Chinesischen Turm aufgebrochen und haben ein paar gemütliche Stunden Münchner Lebensart genossen.

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Und so bin ich zu der Frage gekommen, was München eigentlich ausmacht. Warum bin ich so gerne (Wahl-)Münchnerin ? Wie kommt es, dass die meisten „echten“ Münchner ihrer Stadt nie und nimmer für längerfristig den Rücken kehren würden ? Woher kommt diese Art „Nationalstolz“ (aber nur für Bayern, oder eher, nur für München) ?

Wenn man, so wie ich, nicht aus München kommt, wird man ja immer erstmal ein bisschen argwöhnisch beäugt. Das macht es „Zugeroasten“ nicht gerade leicht, hier Anschluss zu finden und stützt die Vorurteile, mit denen wohl jeder hierher kommt. Von außen betrachtet besteht München in der Hauptsache aus dem Oktoberfest, dem FC Bayern, der Schickeria, der Bussi-Bussi-Gesellschaft, dem Geldadel und den Wittelsbachern.

Und bei näherem Hinsehen ? Was bleibt ? Die Antwort ist einfach: es bleibt alles das, was man als Nicht-Münchner mit München verbindet. Aber eben auch noch viel mehr. Die Münchner sind herzig, ein bisserl kernig hin und wieder, aber grundgute Menschen, die ein Lebensgefühl, eine Lebenslust haben, die ihresgleichen sucht. Die Münchner sind Eigenbrötler und Feierbiester, die aus allem und jedem eine Party machen können – und war für welche ! Die Münchner sind modern und traditionsbewusst, nirgendwo anders hab ich sowas erlebt – so viel Moderne und so viel Bewusstsein für und Pflege der Tradition. Damit meine ich nicht den Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest, in München bist du in Tracht immer gut gekleidet. Hier wird in Tracht geheiratet, Geburtstag gefeiert, Kinder getauft und so weiter. Egal was es ist, ein Dirndl oder eine Lederhosn ist nie verkehrt.

Und dann ist da natürlich die Stadt. Diese einfach ganz und gar wunderbare Stadt.

Mit dem Englischen Garten, der Isar, dem Eisbach, den Prachtstraßen, den Hofflohmärkten, Festivals, Parties, mit einem nahezu unerschöpflichen kulturellem Angebot, mit Protz und Prunk aus der Zeit der Monarchie. Eine Stadt, die an jeder zweiten Ecke Geschichte atmet. Hier muss man an keinem Tag Langeweile haben, in München ist immer was los. Es ist für jeden was geboten; für jedes Interesse und für jeden Geldbeutel.

Aber was ist das typische München ? Das München der Münchner ? Kann man das finden oder muss das erleben ?

Typisch für München sind neben den oben genannten Attraktionen auch und vor allem die vielen kleineren Ecken, die man nicht so kennt: die ruhigen Oasen an der Isar, an der im Übrigen im Sommer das Grillen erlaubt ist. In der man baden darf, wenn man sich traut (die Isar ist als Gebirgsfluss ar***kalt und hat mitunter auch fiese Strömungen, also nicht ungefährlich); die Wasserqualität jedenfalls ist hervorragend.

Typisch für München sind die Biergärten – nicht die großen, die jeder kennt, sondern auch hier eher die kleineren, die nicht von Touristen überlaufen sind, oder die, die mit den Öffis schlecht erreichbar sind, wie z.B. die Hirschau. Dort trifft man sich mittags zum Essen oder abends zum Feierabendbier und zur Brotzeit. Und das ist für mich etwas ebenso Ungewöhnliches wie Erstaunliches: die Restauration in den Biergärten ist ERSTKLASSIG ! In München kann man ÜBERALL – auf der Straße, im Wirtshaus und im Restaurant exzellente Küche genießen. Ich habe hier noch nie was wirklich schlechtes gegessen; klar, mal schmeckt es besser als woanders, aber wirklich schlecht war es noch nie. Und auch hier gibt’s für jeden Geldbeutel was.

Typisch für München sind nicht nur die Eisbachsurfer, die Wind und Wetter trotzen, sondern auch die „Schönwetter“-Eisbachschwimmer. Und die stoische Gelassenheit, mit der die Münchner hinnehmen, das pritschelnasse Menschen zu Hauf die Tram 16 zwischen Tivolistraße und dem Haus der Kunst bevölkern – nur um kurz hinter der Welle wieder in die erfrischenden Fluten zu springen und sich treiben zu lassen.

Typisch für München ist das Bier – auch außerhalb der Wiesn. München hat 6 Brauereien, die alle im Stadtgebiet brauen, bzw. jahrhundertelang gebraut haben; Augustiner, Spaten, Löwenbräu, Hacker Pschorr, Hofbräu und Paulaner (die Reihenfolge spiegelt das Alter der Brauereien wieder, wobei dei Gründung der Löwenbräu-Brauerei hier nicht genau belegt ist). Der Ausschank in den Biergärten oder in den Wirtshäusern ist stets „sortenrein“; es gibt nie zwei oder mehr verschiedene Biere in ein und dem selben Haus. Zur Wiesn und zur Fastenzeit wird Starkbier gebraut – dann ist hier echt was los 🙂

Typisch für München ist die Weißwurst („Weißwurscht“). Jeder kennt sie, die meisten mögen sie. Ob nun zum Frühschoppen oder nicht (auch wenn’s Frevel ist), zur Weißwurst gehört ein süßer Senf, eine Breze und ein Glas Weißbier. Der Liebste, der ja nun waschechter Münchner ist, „zuzlt“ seine Weißwurscht (wenn er denn mal eine isst), ich als Zugeroaste hab mich mit Messer und Gabel versucht und blamiert 😉 Es ist, zumindest in München, gesellschaftlich akzeptiert, seine Weißwurscht mit den Fingern zu essen.

Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die München zu dem machen, was es ist; zu dem, was man sehen, fühlen oder „greifen“ kann. Die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen. Was München aber wirklich ausmacht, kann man nicht in Worte fassen, denn man kann es nicht sehen, nicht riechen oder anfassen.

Wer das große Glück hat, Teil dieser wunderbaren Stadt zu werden, Zugang zu den lebensfrohen Grantlern zu finden, der wird verstehen, was ich meine. Nur wer morgens von strahlendem Sonnenschein mit einem Brummschädel geweckt wird und beim Blick aus dem Fenster das Gefühl hat, die Zugspitze sei nur eine Armlänge entfernt, versteht was ich meine.

Und nur derjenige wird wissen und verstehen, warum München die schönste Stadt der Welt ist; warum der Münchner „seiner“ Stadt niemals den Rücken kehren würde.

„München is a Gfui“ – und genau so ist es einfach. München kann man nicht beschreiben; man muss es (er-)leben !

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