Archiv für den Tag: 18. Oktober 2016

Buchvorstellung: Totenfang

Totenfang
David Hunter
Band 5

von Simon Beckett

Format: Kindle Edition
Dateigröße: 754 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Rowohlt E-Book; Auflage: 1 (14. Oktober 2016)
ASIN: B01LMKWCLG
Preis: 19,99 Euro (für Kindle), 22,95 Euro (gebunden)
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Beschreibung:

Hunter is back!

Sein fünfter Fall führt Dr. David Hunter in die Backwaters, ein unwirtliches Mündungsgebiet in Essex, wo die Grenzen zwischen Land und Wasser verschwimmen. Aber die wahren Gefahren lauern nicht in der Tiefe, sondern dort, wo er sie am wenigsten erwartet.

Seit über einem Monat ist der 31-jährige Leo Villiers spurlos verschwunden. Als an einer Flussmündung zwischen Seetang und Schlamm eine stark verweste Männerleiche gefunden wird, geht die Polizei davon aus, Leo gefunden zu haben. Der Spross der einflussreichsten Familie der Gegend soll eine Affäre mit einer verheirateten Frau gehabt haben, die ebenfalls als vermisst gilt: Leo steht im Verdacht, Emma Darby und schließlich sich selbst umgebracht zu haben. Doch David Hunter kommen Zweifel an der Identität des Toten. Denn tags darauf treibt ein einzelner Fuß im Wasser, und der gehört definitiv zu einer anderen Leiche.

Für die Zeit seines Aufenthalts kommt David Hunter in einem abgeschiedenen Bootshaus unter. Es gehört Andrew Trask, dessen Familie ihm mit unverholener Feindseligkeit begegnet. Aber sie scheinen nicht die einzigen im Ort zu sein, die etwas zu verbergen haben. Und noch ehe der forensische Anthropologe das Rätsel um den unbekannten Toten lösen kann, fordert die erbarmungslose Wasserlandschaft erneut ihren Tribut…

Meinung:

Das Warten hat ein Ende ! Endlich ! Nach fünf endlos langen Jahren endlich, endlich ein neuer David Hunter ! Und was für einer !

Im Gegensatz zur Realität, sind im Buch nur wenige Monate seit dem vierten Fall im Dartmoor, durch den David als Querulant in Verruf geraten ist, vergangen. Die Polizei zieht ihn nicht mehr zu ihren Fällen hinzu und auch sein Job an der Universität soll wegrationalisiert werden. Da kommt er: der erlösende Anruf der Polizei ! In den Backwaters ist eine Wasserleiche gefunden worden, deren Bergung die Anwesenheit eines forensischen Anthropologen erfordert: Hunter is back !

Die Beschreibungen sind, in gewohntem Beckett-Style, äußerst detailgetreu – wie immer nichts für schwache Nerven und / oder Mägen. Dem geneigten Hunter-Fan allerdings geht das Herz auf 🙂 Man bekommt, was man erwartet: genaueste Informationen, wie sich ein menschlicher Körper verändert, wenn er einige Zeit tot im Wasser gelegen ist und was sich aus den, zugegeben dürftigen, Überresten noch alles herauslesen lässt. Im Gegensatz zu den vorherigen Romanen, liegt der Focus dieses Mal nicht auf der typischen Laborarbeit, sondern dieses Mal ist David mehr an den Schauplätzen der Verbrechen tätig und unterstützt dadurch, dass er die richtigen Schlüsse zur richtigen Zeit zieht.

Dadurch wird die Geschichte immer wieder in neue Richtungen gelenkt und selbst der geübte Leser dürfte nicht in der Lage sein, vorzeitig das Puzzle zusammenzusetzen. Ich für meinen Teil hatte den tatsächlichen Täter und das dazugehörige Motiv lange lange nicht mal im Ansatz auf meiner Rechnung – und ich bin Hunter-Leser der ersten Stunde !

Der Spannungsbogen ist durchaus gelungen; klar es gibt ein paar viele Zufälle, sogar für meinen Geschmack, an so mancher Stelle hab ich still und heimlich gedacht „ja, klar“. Aber alles in allem ist das Buch durchweg spannend und an keinem einzigen Punkt hab ich mir gewünscht es möge doch endlich zu Ende sein.

Außer David möchte ich Rachel Darby noch hervorheben, die, obwohl Schwester der Vermissten und selbst in einer vertrackten Lage, zumeist cool bleibt und außerdem einen messerscharfen, analytischen Verstand besitzt. Andere Figuren dagegen bleiben vollkommen undurchsichtig, obwohl sie eine nicht untergeordnete Rolle spielen und werden gerade deshalb besonders interessant. Da ist zum Beispiel Sir Stephen, der sich mit Klauen und Zähnen gegen die Herausgabe von Krankenakten seines Sohnes wehrt. Oder Holloway, der anscheinend vollkommen neben sich steht, mit stoischer Gelassenheit mitten auf der Straße geht und verletzte Tiere rettet.

Im Gegensatz zu den anderen Bänden der Reihe sollte man diesen fünften Band nicht lesen, ohne die anderen zu kennen, da immer wieder auf die anderen Bände, bzw. die Handlung derselben, verwiesen wird. Natürlich kann man den Sinnzusammenhang dennoch verstehen, aber die Kenntnis der anderen 4 Bände erleichtert vieles, bzw. lässt gar nicht erst irgendwelche Fragezeichen aufkommen.

Fazit:

Simon Beckett hat’s einfach drauf. Von der ersten Seite an überzeugt er mit der ihm eigenen Erzählweise, baut Spannung auf, erzeugt Sympathien genauso wie Antipathien, legt er geschickt falsche Fährten aus. Ein Traum. Die David Hunter Reihe ist Becketts Meisterstück. Ein Thriller besser als der andere. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

5 von 5 Sternen